Alfred Lichtwark

alfredlichtwarkDer Müllersohn Alfred Lichtwark (1852 – 1914) hat schon früh sein pädogisches Interesse gezeigt und wurde bereits mit 17 Jahren Volksschullehrer, wozu damals nur eine kurze seminaristische Ausbildung notwendig war. Bis zu seinem 28. Lebensjahr blieb er in diesem Beruf, bis er durch regelmäßige Besuche von Vorträgen im Museum für Kunst und GewerbeJustus Brinkmann auffiel, der den jungen, begabten und fleißigen Lehrer förderte, sodass ihm – nach dem Besuch des Christianeums in Altona (ohne Abitur) – ein Studium der Kunstgeschichte mit abschließender Promotion möglich wurde. Im Jahr 1985 konnte er als Praktikant erste Erfahrungen  im Kunstgewerbemuseum in Berlin machen, und wurde bereits mit 34 Jahren zum Direktor der Hamburger Kunsthalle berufen, wo er bis zu seinem Tod tätig blieb.

Seine Aktivitäten gingen weit über die eines Museumsdirektors hinaus, z. B. trat er für eine volksnahe Kunsterziehungein ein, schrieb Aufsätze über Garten- und Städtearchitektur und „mischte sich z.B. beim Bau des Freihafens und der Sanierung der Gängeviertel tatkräftig in die Stadtplanung und in die Entscheidungsprozesse über öffentliche Bauvorhaben ein (…)“ (W. Legler in der „Festschrift „60 Jahre Lichtwark-Forum Lurup“, S. 56). Von  seinem Zeitgenossen Max Liebermann wurde er als „Praeceptor Gemaniae“ (Erzieher der Deutschen Nation) bezeichnet. Seine Forderung:  „Aller Unterricht sollte eine Anleitung sein, der Welt selbständig und unabhängig gegenüber zu treten (1901)“, hat im Angesicht der zunehmenden Verschulung unserer Bildungsinstitute eine hohe Aktualität.

Vermutlich hatte auch für Max Brauer das breit gefächerte Wirken Lichtwarks 43 Jahre nach dessen Tod und nach zweimaliger Zerstörung Deutschlands durch den Krieg eine so hohe Aktualität erhalten, dass er in einer Rede am 22. November 1947 im Hamburger Rathaus vor einem Kreis führender Persönlichkeiten des kulturellen Lebens die Idee zur Bildung von Bürger-Ausschüssen entwickelte. Im Januar 1949 schreibt Brauer in der Zeitung „Lichtwark-Ausschuss Bergedorf“: „Mein Aufruf, eine Bewegung zur Erneuerung Hamburgs im Geiste Alfred Lichtwarks ins Leben zu rufen, hat in weiten Bevölkerungskreisen ein erfreulich starkes Echo gefunden. Es lag mir am Herzen, die Bürger unserer Stadt aufzufordern, sich in eigener Initiative einzuschalten und alle lebensbejahenden Kräfte zu ermutigen, an der Erneuerung unserer durch den Krieg schwer gezeichneten Heimatstadt mitzuwirken (…)“.

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